Medienmitteilung
RECI Education Forum: Schweizer Mittelkürzungen gefährden die Bildung von 1,6 Millionen Kindern weltweit
Am 23. Juni 2025 fand in Bern das RECI Education Forum 2025 statt, organisiert vom Schweizer Netzwerk für Bildung und Internationale Zusammenarbeit (RECI), dem Verband der gemeinnützigen Organisationen, akademischen Institutionen und Stiftungen, die sich für die Bildung in der internationalen Zusammenarbeit einsetzen.
Unter dem Titel „Education in Turbulent Times – Building Resilience in the Context of the Polycrisis“ („Bildung in turbulenten Zeiten – Stärkung der Widerstandsfähigkeit im Kontext der Polykrise“) versammelten sich über 180 Fachpersonen aus mehr als 40 Ländern, um über die Herausforderungen und Chancen der Bildung in unserer von vielfachen Krisen geprägten Gegenwart zu diskutieren.
Nachdem der Bundesrat Anfang dieses Jahres beschlossen hat, die Mittel für die Grundbildung zu streichen, richtet das Forum einen dringenden Appell an die Schweizer Regierung.
„Bildung ist unerlässlich – nicht nur als Menschenrecht und Ziel an und für sich, sondern auch als Mittel zur Verwirklichung aller nachhaltigen Entwicklungsziele (SDG) und Menschenrechte.“
Das Forum thematisierte, wie Bildungssysteme weltweit durch miteinander verbundene Krisen wie bewaffnete Konflikte, Klimawandel, Pandemien, wirtschaftliche Unsicherheit, Migration und demografische Veränderungen massiv unter Druck geraten. Laut UNESCO sind aktuell mehr als 272 Millionen Kinder und Jugendliche aufgrund dieser Krisen vom Zugang zu qualitativ guter Bildung ausgeschlossen.
„Heute sind laut UNESCO rund 272 Millionen Kinder und Jugendliche ohne Zugang zu Bildung. Diese bereits unvorstellbar grosse Zahl ist in nur zwei Jahren um 50 Millionen gestiegen, und die Umsetzung der weltweiten Sparmassnahmen droht, sie noch einmal drastisch zu erhöhen.“
Eine besondere Dringlichkeit erhält das Thema durch die weltweiten Kürzungen der Bildungsfinanzierung: Die Bildung selbst gerät durch diese Sparmassnahmen zunehmend in eine schwere Krise. Und die Schweiz ist mitverantwortlich!
Trotz eines klaren Parlamentsauftrags vom Dezember 2024 (Geschäft 24.049), Bildung in der 2025-2028 Strategie der Internationalen Zusammenarbeit als Priorität zu setzen, entschied der Bundesrat im Januar 2025, die Mittel für die Grundbildung zu streichen. Dies unter dem Vorwand, andere Länder würden dann schon in die Bresche springen. Vor wenigen Tagen informierte die UNESCO, wie illusorisch das war: Die Projektion zeigt, dass bis 2027 die weltweite Finanzierung für die Bildung um einen Viertel sinken wird – doppelt so stark wie noch vor Kurzem befürchtet.
„Mit dem Stopp der Finanzierung für die Grundbildung nimmt der Bundesrat in Kauf, dass über 1,6 Millionen Kinder im Globalen Süden ihre Grundschulbildung verlieren – Kinder, die dank Schweizer Beiträgen in den letzten vier Jahren zur Schule gehen konnten. Mit diesem Schritt entzieht die Schweiz diesen Ländern langfristig die Grundlage für soziale Stabilität und wirtschaftliche Entwicklung.“
Das RECI Education Forum war nicht nur ein fachlicher Austausch, sondern auch ein dringlicher Appell an die Schweizer Regierung, Bildung und insbesondere Grundbildung nicht als Sparpotenzial zu sehen, sondern als entscheidenden Schlüssel für die Erreichung der globalen Nachhaltigkeitsziele (SDGs).
Parallel dazu läuft seit mehreren Wochen eine Petition, die sich gegen diese Kürzungen richtet.
„Wenn Sie damit einverstanden sind, dass alle Kinder die Möglichkeit haben sollten, zur Schule zu gehen, unterschreiben Sie den Appell: der Bundesrat ist aufgefordert, seinen Entscheid bei der Grundbildung zu sparen, rückgängig zu machen.“
Diese Woche findet zudem in Sevilla die 4. Internationale Konferenz zur Entwicklungsfinanzierung (FFD4) statt, an der internationale Entscheidungsträger:innen über die langfristige Finanzierung für Entwicklung und Bildung beraten. Für die Schweiz bietet die Konferenz eine wichtige Gelegenheit, sich klar gegen die Kürzungen zu positionieren und ihre internationale Verantwortung und humanitäre Tradition zu bekräftigen.
Als Mitglied der Global Campaign for Education (GCE) bringt das RECI die Perspektive der Schweizer Zivilbevölkerung ein und plädiert dafür, dass die offizielle Schweiz sich für eine signifikante Stärkung der Bildung als Basis für menschliche, soziale und wirtschaftliche Entwicklung weltweit einsetzt.
„Die Schweiz muss mit gutem Beispiel vorangehen. Die FFD4 in Sevilla bietet eine Chance, klare Zeichen zu setzen. Wir fordern die Delegation auf, die humanitäre Tradition unseres Landes aufrechtzuerhalten und sich für eine Stärkung der Bildung einzusetzen.“
Bildung ist kein Luxus, sondern die Grundlage für Frieden, Gerechtigkeit und nachhaltige Entwicklung. Das RECI fordert Medien und Öffentlichkeit auf, sich an dieser wichtigen Debatte zu beteiligen und politischen Druck für eine nachhaltige Entwicklungsfinanzierung aufzubauen, welche die Bildung als Schlüssel für die nachhaltige Entwicklung anerkennt und angemessen finanziert.
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